Kosovo ist - elf Jahre nach dem Krieg und zwei nach der Unabhängigkeitserklärung von Serbien - ein weitgehend weißer Fleck auf der touristischen Landkarte Europas. Umso löblicher, dass der Berliner Trescher Verlag nun schon den zweiten Reiseführer durch das "Amselfeld" - so der deutsche Name der zwischen Serbien, Makedonien,Albanien und Montenegro gelegene Region - herausgebracht hat.
Der eben erschienene, von dem freien Fotografen und Journalisten Peter Giefer verfasste Band bietet einen guten Überblick über die Sehenswürdigkeiten in der ehemals serbischen Provinz, die heute Europas jüngster Staat ist. Treschers zweiter Kosovo-Reiseführer ist weit benutzerfreundlicher als sein Vorgänger. Dazu tragen auch die Erläuterungen zur heutigen Verwaltung der bis 1999 zu Serbien gehörenden Provinz und der kleine albanisch-deutsche Sprachführer bei. Hinzu kommen eingehende Erklärungen zu den einzelnen Reisezielen und die anschauliche Aufmachung der Routen, die von der Hauptstadt Prishtinë aus über den Batllava-See im Osten, über Prizren im Süden und Pejë im Westen, nach Mitrovicë im Norden durch das Kosovo führen.
Kritisch anzumerken bleibt, dass zwar die serbischen Ortsnamen jeweils einmal angegeben werden - aber dann nicht mehr. Auch ein deutsch-serbischer Sprachführer fehlt. Dabei ist Serbisch zusammen mit Albanisch die Amtssprache im Kosovo. Nicht nur hier entsteht beim Lesen der Verdacht, dass Trescher-Autor Giefer sein Kosovo von einem nationalstolzen Angehörigen der albanischen Mehrheitsbevölkerung gezeigt bekommen haben muss. So wird statt der zahlreichen ethnisch-sozialen Konflikte nur der albanisch-serbische erklärt. Zur Repression und Vertreibung von Roma, Aschkali, Ägyptern und anderen Minderheiten findet sich nichts.
So verschenkt auch dieser Reiseführer die Chance, eine Krisenregion, die Europa seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt, als soziales Gebilde vorzustellen.
Peter Giefer: "Kosovo - Unterwegs im Herzen des Balkan", Trescher Verlag Berlin, 160 Seiten, 13,95 Euro