Rüdiger Rossig | Journalist | Novinar

Milosevic zieht die Schraube an

Kundgebung für Freilassung Vuk Draskovics verboten | Von Rüdiger Rossig

Das Milossevic-Regime hat sich offenbar entschieden, in Zukunft wieder härter gegen die "inneren Feinde" Serbiens, sprich die Opposition, durchzugreifen. Nachdem der Vorsitzende der "Serbischen Erneuerungsbewegung" SPO, Vuk Draskovic, nach der spontanen Demonstration von runden 5.000 meist jugendlichen BelgraderInnen vom letzten Mittwoch verprügelt und in Untersuchungshaft genommen worden war, verbot die Polizei gestern eine Kundgebung zur Unterstützung des inhaftierten Oppositionsführers und seiner Ehefrau Danica, die ebenfalls verhaftet worden war. Nach Angaben der Belgrader Friedensgruppe "Frauen in Schwarz" wurde Danica Draskovic im Anschluß an ihre Verhaftung von Polizisten vergewaltigt. Den beiden Oppositionellen drohen Haftstrafen zwischen 10 und 15 Jahren.

Nach einer Meldung der Zeitung Novosti wurde das Verbot der Protestkundgebung mit der "Gefährdung von Material und Menschen" begründet. Bei der Belgrader Demonstration vom Mittwoch war es zu schweren Ausschreitungen gekommen, während derer mehrere Menschen schwer verletzt wurden. In der Belgrader Innenstadt wurden Geschäfte und Büros geplündert, ein Polizist erlag noch am Sonntag abend seinen Verletzungen. Die neue Protestveranstaltung der SPO sollte daher im 140 Kilometer südlich von Belgrad gelegenen Gornji Milanovac stattfinden.

Mehrere Mitglieder des am Sonntag gegründeten "Komitees zur Freilassung Vuk Draskovics" wurden am Montag festgenommen und nach Angaben der oppositionellen Partei "Bürgerallianz" stundenlang verhört.